Fronveste

Die Geschichte der Langenzenner Fronveste

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© Stadt Langenzenn

Am 4. Oktober 1720 wurde die östliche Hälfte Langenzenns, der “Untere Markt”, mit 82 Häusern einschließlich Rathaus eingeäschert. Danach begann der mühsame Wiederaufbau. Nach Fertigstellung des nebenan befindlichen Rathauses im Jahre 1727, entworfen vom Ansbacher Hofbaumeister von Zocha, wurde zehn Jahre später, im Jahre 1737, nach dem Plan des berühmten Baumeisters Johann David Steingruber die Fronveste erbaut. Durch den vielleicht noch nicht ganz aufgelassenen Kirchhof im Westen, der Straße im Osten, sowie dem Rathaus im Norden, wurde der Grundriss bestimmt.

Woher stammt der Name “Fronveste”:

Der Name “Fron” kommt vom mittelhochdeutschen Wort für „herrschaftlich“ oder „öffentlich“. Im Mittelalter war jedes Haus zu einer bestimmten jährlichen Fron verpflichtet, die man für öffentliche Vorhaben ohne Lohn abarbeiten musste. Im 15. Jahrhundert stellte diese unbezahlte Fronarbeit etwa den Gegenwert von 12 Pfennigen am Tag dar. Für 3 Pfennige hätte man sich um 1400 schon einen Käse kaufen können und für 1 Pfennig mehr, hätte man noch 3 Eier dazu bekommen. Vermutlich wurden hier in der Fronveste auch diese unbezahlten öffentlichen Arbeitseinsätze, also die Frondienste, organisiert und verteilt.

Der alte Begriff “Veste” steht für die Verwendung des Hauses als Haftgebäude und für den dafür erforderlichen festen, stabilen Sandsteinbau.

Das Untergeschoss der Fronveste diente nämlich als Stadtgefängnis für leichtere Vergehen. Die “schweren Fälle” saßen nebenan im Rathauskeller ein. Der südwestliche Raum, in dem heute die alte Apotheke angesiedelt ist, war damals der Ziegenstall des Büttels, dem “Stadtpolizisten” von Langenzenn.

Dieser wohnte auch selber im Obergeschoss dieses Gebäudes. Der Büttel war zunächst nur Stadtbote und Gefängniswärter. Seine spätere Aufgabe als Stadtpolizist, veranlasste ihn immer wieder bei Streitigkeiten und Raufereien einzuschreiten. Zu den weiteren Aufgaben des Büttels gehörte es auch, Steuern und die vom Gericht verordneten Pfänder einzutreiben. Wie schon angedeutet, befand sich im Rathaus nebenan das Hoch und Halsgericht. Die dort Eingesperrten warteten wegen schwerer Vergehen auch auf ihren Tod. Die in der Fronveste Arretierten saßen hier oft für mehrere Tage wegen kleinerer Vergehen, Nachbarschaftsstreitereien, Beleidigungen oder ähnlicher Delikte ein und erwarteten hier auch die Strafen der dafür zuständigen Stadtgerichtsbarkeit.

Für nächtliches Herumstreichen im Gerichtsbezirk Herzogenaurach, wurde z. B. 1857 ein Langenzenner zu 15 Rutenstreichen verurteilt, die der Stadtbüttel verabreichte. Einem anderen Langenzenner brachte das Baden und Fischen in der Zenn während der Gottesdienstzeit 12 Stunden Aufenthalt in der Fronveste ein. Übertretung der Polizeistunde und nächtliche Ruhestörung kosteten noch 1860 dem fröhlichen Zecher ernüchternde 3 Tage Arrest bei Wasser und Brot.

Die Fronveste wurde bis in die 1970er-Jahre als Wohnhaus genutzt. Mit Hilfe der Stadt, ihrer Bediensteten und den vielen unermüdlichen Helfern des Heimatvereins, konnte der 1993 noch desolate Bau zu einem Schmuckstück der Stadt restauriert und am 9. September 1995 der Öffentlichkeit übergeben werden.